Körperfaszie - ein Sinnesorgan

01.01.2023
"Die Oberfläche zu berühren,
bedeutet
gleichsam in der Tiefe zu wühlen."
- Tom Myers 2015

Propriozeption,  Tiefensensibilität:
unser "6. Sinn" 


Zu den Faszien gehören alle kollagenen und elastischfaserigen Bindegewebe, insbesondere Gelenk- und Organkapseln, Bänder, Muskelhüllen, Membranen, Sehnen, Retinacula, sowie die "eigentlichen Faszien" -die flächigen, weißen, festen Bindegewebeschichten.

Die vier Haupt-Typen von Faszien: 

  • Oberflächliche Faszie (ummantelt den gesamten Körper)
  • Tief-liegende ("deep") Faszie: Umhüllt das Muskel-Skelett System
  • Meningeal ("Hirnhaut") Faszie: Umhüllt das Zentrale Nervensystem
  • Viszerale ("Eingeweide") Faszie: Ummantelt Organe/ Organsysteme

Das Fokussieren der Faszien hilft dabei, die intuitive Körperintelligenz wieder zu entdecken und weiter zu entwickeln. Sie fungieren als propriozeptives Sinnesorgan und geben dem Körper (durch die vielen Rezeptoren) dynamisches Feedback über die Lage und die Position des Körpers im Raum und in der Bewegung. 

Propriozeption ist wie ein Navigationssystem für unseren eigenen Körper. 

Die Körperintelligenz 

Wenn man sich nun vorstellt, dass der gesamte Körper - bis auf die Gesichtsflächen - von diesem Fasziennetz überzogen ist, so ist es leicht nachvollziehbar, dass Verdickungen oder Verkürzungen in diesem Netzwerk einen gravierenden Einfluss auf die übrigen Körperregionen haben. Wo auch immer Verdickungen auftreten, werden Verspannungen auch in andere Körperregionen weitergegeben und sind noch an den entferntesten Punkten spürbar.

Der Körper registriert etwaige Spannungsänderungen. Bei zu schnellen Zugbelastungen kommt es zur Verletzung (Riss) des Bindegewebes der Faszie. Wird die Dehnung über einen längeren Zeitraum ausgeführt, kommt es zu einer langsamen, plastischen Deformation. Die Faszie verlängert sich und behält die Veränderungen bei. Dadurch kommt es zu Verdickungen des Bindegewebes. Der Körper möchte dem Zug etwas entgegensetzen, damit es nicht zu weiteren Rissen oder Verletzungen kommt.  

Ein Wort zur Vorsicht!

Faszien bestehen aus bestimmten Zellen, Flüssigkeit sowie den Proteinen Kollagen und Elastin:

  • Kollagene sind eher feste Strukturen, die nur wenig dehnbar, dafür aber reißfest sind. Sie halten unseren Körper in Form und stecken vor allem in Sehnen, Bändern und den Hüllen von Muskeln, Nieren oder auch des Herzbeutels. 
  • Elastin ist dagegen - wie der Name schon andeutet - elastisch. Es lässt sich stark dehnen, geht dann aber wieder zurück in seine Ursprungsform. Viel Elastin steckt zum Beispiel in den Faszien der Aorta, Lunge, (Gallen-) Blase oder Unterhaut.

Die Fibrozyten (Bindegewebszellen) dagegen sind für die Produktion der beiden Proteine zuständig. 72 Stunden nach dem Training produziert unser Körper frisches, neues elastisches Collagen. Die Faszien werden elastischer, dehnbar und zugleich reißfest. Außerdem können sie wieder besser mit Nährstoffen versorgt werden. Diese Zellen erneuern  regelmäßig das Fasziengewebe, so dauert es etwa zwei Jahren bis sich das Gewebe vollständig ausgetauscht hat.